Leichter Nebel lag an diesem Sonntagmittag bis zum Abtauchen wie eine Decke auf der spiegelglatten Ostsee. Und während sich vermutlich die meisten Menschen ihrem saftigen Sonntagsbraten zuwendeten, steckten wir, also Trockentauchsportfreund Torsten und ich, den Kopf in das 6,8 °C frische Wasser und bekamen zur Vorspeise direkt einen Steinpicker serviert (Bild #8 in der Galerie). Mit seinen unzähligen Barteln begrüßte uns der Agonus cataphractus, so der lateinische Name des am Boden lebenden Knochenfisches aus der Familie der Panzergroppen, zu einem bunt geschmückten Tauchgang. Rot-braune Algen, saftig grünes Seegras, beige Strandschnecken auf sandigem Boden, violette, blau-graue und goldene Seesterne auf den hellen Mergelbänken sowie grau-orange-braun gescheckte Dorsche neben gelb-grün melierten Seestichlingen zwischen muschelbewachsenem Geröll genossen wir – rein optisch bei bester Sicht – während unseres 90-minütigen Unterwasserspaziergangs. Einfach herrlich!
Die Hauptspeise der visuellen Gourmet-Tour war jedoch ein anderer Bewohner unseres Hausriffs, den wir nicht so häufig zu Gesicht bzw. vor die Kamera bekommen: der Seeskorpion!
Ein braun-grau-meliertes prächtiges Exemplar (Bilder #1 und #4) und etwas später eine weiße Ausgabe des Myoxocephalus scorpius – und damit ein äußerst seltener Albino-Seeskorpion! (Bild #7) – lagen auf unserem Weg entlang der Börgerender Mergelbänke. Dann entdeckten wir, dem Sahnehäubchen auf der Nachspeise gleich, auch noch das Gelege eines Seeskorpions. Farbenprächtig rot-orange leuchtend klebte es nach Süden ausgerichtet am Geröll (Titelbild und Bild #2) und visuell äußerst schmackhaft für unsere Taucheraugen!
Funfact: So auffällig ist das Gelege jedoch nur für das menschlichen Auge – für die sehenden Bewohner des Hausriffs ist die Farbe Rot so nicht wahrnehmbar.
Das war jedenfalls eine große Freude für uns. Knapp eine Woche später tauchten wir wieder zu diesem Gelege (Bild #10). Wir fanden wiederum keinen Seeskorpion, der dort für Brutpflege und Bewachung zuständig gewesen wäre. Vielleicht haben wir den Meister der Tarnung aber auch nur nicht entdeckt. Möglicherweise wurde der Bewacher verjagt, gefangen oder hat einfach nur vergessen, wo er sein Gelege platziert hat. No one knows.
In den kommenden Tagen werden wir uns jedenfalls vom weihnachtlich bunt gedeckten Gaben- bzw. Esstisch lösen, um ein Auge auf das unbewachte Gelege zu werfen. So können wir weiter beobachten, wie sich der Nachwuchs des Seeskorpions entwickelt.
Frohe Festtage jedenfalls für Dich und allzeit bunte Vielfalt – nicht nur auf dem Tisch und unter ‘m Baum – sondern an allen Tagen, über und unter Wasser!