Mit voller 300-Bar-Pressluftflasche, ausreichend Wellengang und leichtem Regen starteten Trockentauchsportfreund Torsten und ich mit dem Grauen Star am grauen Juni-Sonntag von der Ostseebasis in Meschendorf zum Wrack des gesunkenen Zweimasters namens Tjalk.
Die ungemütliche Anfahrt zog sich länger als die erwarteten 45 Minuten und landete dann jedoch punktgenau an einer Plastikflasche, die mit einem Seil und das wiederum mit dem Wrack verbunden war. Jacket an, Maske auf, Atemregler in den Mund und Abtauchen, so hieß es dann für beide Buddie-Teams an Bord des Schlauchboots.
Nur eine leichte Strömung war beim Abstieg zum Wrack durch die beiden Sprungschichten zu spüren, von denen eine auf 11°C und die zweite auf 7°C Wassertemperatur spürbar war. Und so frisch es sich hier anfühlte, so schlecht war die Sichtweite mit weniger als zwei Metern. Da hieß es ran an die Bordwand und dabei den Tauchpartner nicht aus den Augen zu verlieren. Eine ganz schlechte Idee wäre es übrigens gewesen, durch unkontrollierte Flossenschläge das Sediment aufzuwirbeln. Das haben wir deshalb auch gelassen und konnten unsere volle Aufmerksamkeit für eine gute halbe Stunde den Metridium Senile widmen, so der lateinische Name der Tiere(!) aus der Klasse der Blumentiere. Diese leben allerdings von dem herumschwebenden Sediment und filtern es mit ihren Tentakeln. Unzählige weiß, gelb, orange bis braun gefärbte und bis zu 25 Zentimeter große Tiere bevölkern die Reste des relativ gut erhaltenen Wracks eines Segelschiffs, dessen Baujahr um 1900 liegen soll. Ein Blick auf die Unmengen von Ziegelsteinen die hier rumliegen sollen, blieb uns heute jedenfalls verwehrt.
Nach 32 Minuten wies der Tauchcomputer dezent aber unmissverständlich auf die ablaufende Nullzeitgrenze hin und drohte mit Tiefenstopps zur Dekompression, auf die wir jedoch verzichten wollten. Gesagt, getan und unter Beachtung der Aufstiegsgeschwindigkeit von 10 Metern je Minute ging es wieder rauf auf 5 Meter um dort für 3 Minuten den obligatorischen Sicherheitsstopp einzulegen.
Mit den vielen unerwartet bunten Bildern im Humanspeicher verging die Rückfahrt bei noch mehr Welle und Regen wie im Fluge. Und so tief der erste Tauchgang gewesen ist, so flach fiel der zweite Tauchgang am Nachmittag aus. Kaum mehr als drei Meter Tiefe erreichten wir vom Strand vor der Tauchbasis aus. Der Vorteil bei diesen flachen Tauchgängen liegt in dem Licht, das in dieser Tiefe in seinem gesamten Spektrum noch vorhanden ist und zur Geltung kommt. So auch heute, denn obwohl die Sonne selbst gar nicht zu sehen war, strahlte es geradezu in dem lockeren Geröll, das man hier im ufernahen Bereich findet: Seeskorpione, Schlangennadeln, Butterfische, Krabben, Garnelen, Schwarzgrundeln, Schwimmgrundeln und sogar ein Petermännchen ließen sich blicken und teilweise fotografieren (siehe Galerie).
Ein wunderbarer und farbenfroher Tauchtag auf der Ostseebasis neigte sich dem Ende und gern kommen wir wieder, um zum Beispiel die Seenelken und Seeanemonen am Ewer von Wismar zu bewundern.
#diveandsmile