Frisch, klar, skandinavisch!

Wem die Ostsee zu grün und das Rote Meer zu warm sind, der ist an der südnorwegischen Küste im Sørlandet (Sonnenland) rund um Kristiansand bestens aufgehoben. Türkisblaues klares Wasser findet man sogar im Herbst, sodass dem Tauchvergnügen der nordisch-frischen Art nichts entgegen steht.

Vor dem Tauchvergnügen stand Ende September / Anfang Oktober 2014 die entspannte Anreise nach Skottevik: weniger als sieben Stunden Autofahrt von Rostock über Bad Segeberg und Flensburg nach Hirtshals, dem Ort, an dem Nord- und Ostsee zusammentreffen. Von dort weiter mit der Colorline-Fähre Super-Speed-1, die ihrem Name alle Ehre machte und mit mehr als 24 Knoten in gut drei Stunden nach Kristiansand regelrecht rüber bretterte. Zum Feriencenter Skotteviga waren es dann nur noch 25 km. Dort erwartete uns bereits Klaus, der sich seit einigen Jahren um die deutschsprachigen Gäste kümmert, mit wertvollen Tipps nicht geizig ist, so einiges über die Norweger und deren Eigenarten vermitteln kann, immer ein offenes Ohr für uns hatte und Hilfestellung, z. B. bei einer vergessenen Zahnbürste, Toastern oder Aufbackbrötchen, geben konnte. Das wichtigste aber war, dass unsere kleine aber feine Unterkunft nur eine Reellänge, also weniger als zwanzig Meter von der Tauchbasis entfernt lag!

Trockentauchsportfreund Torsten und ich konnten dann auch noch als einzige Gäste des Dykke senter in aller Ruhe den interessanten Bewuchs und Artenreichtum am Hausriff und den nahe gelegenen divespots erkunden: Kelp, farbenprächtige Algen, Dorsch, Köhler, Seelachs, Wittling, Pollack, Lippfisch, Makrele, Taschenkrebs, Einsiedlerkrebs, Lobster, Sepia, Seabull, Seeskorpion, Langscherenkrebs, Röhrenwurm, Seedahlie, Tote-Mann-Hand, Kompassqualle, Goldbutt, Flunder, Nacktschnecke, Cadlina, Sonnenseestern, Kissenseestern und Eisseestern bekamen wir während den 860 Minuten unter Wasser vor Maske bzw. Unterwasserkamera.

Zwischen den Tauchgängen das Logbuch schreiben, in der Sonne liegen, durch bzw. über die Schären wandern, Angeln oder anderweitig den Stickstoffrausch geniessen, darauf stellt man sich in der vor Natur nur so strotzenden Gegend schnell ein. Zu beachten hatten wir lediglich Ebbe und Flut, denn im auf- bzw. ablaufendem Wasser zu tauchen ist weniger spaßig, die SIchtweiten verschlechtern sich erheblich. Mit einem Tidenkalender konnten wir jedoch unsere Tauchzeit vernünftig planen. Diese verteilte sich an sechs Tagen auf vierzehn Tauchgänge, zwei davon in der Nacht, vier vom Highspeed-Schlauchboot, einen am Wrack der Tom B., einen an einer Steilwand und einen mit fünf ca. 300 Jahre alten Kanonen. Alle Tauchgänge waren sehr entspannend bis auf einen, der mit Partnerverlust endete. Ansonsten atmete ich die knapp 24.000 Liter Pressluft mit einem durchschnittlichen Atem-Minuten-Volumen von zwölf Litern pro Minute ein und natürlich auch wieder aus 😉

„Man muß die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.“ bemerkte schon Albert Einstein seinerzeit. Der muss die Infrastruktur für Taucher in Skottevik gekannt haben: klar, durchdacht, skandinavisch gut.

Bildunterschrift Titelbild: Die Schären warten nicht nur unter Wasser mit fantastischen Farben auf.

Am Wrack der Tom B. mit Dorschen, Köhlern und Pollacks im ehemaligen Frachtraum.
(c) 2014 balticdiverchristian

Was es sonst noch zu sehen gab: